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Das Ereignis, die Situation, die Songidee

Ich schreibe sehr oft Texte auf Musik. Jede dieser musikalischen Vorlagen hat natürlich ihren eigenen Charakter. Sie kann feierlich oder cool, traurig oder fröhlich, kämpferisch oder entspannt wirken. Und schon huschen beim Hören die ersten Gesichter und Handlungen durch meinen Kopf. Gut so. Nun muß ich mich nur noch für EINE Geschichte entscheiden.

Doch halt! Je näher ich meiner Geschichte komme, umso mehr Menschen und Handlungen tauchen darin auf. Und dabei habe ich doch gerade mal 20-30 Kurzzeilen pro Text Platz zum Erzählen. Das sind oft nur 5-10 Aussagen. Hilfe! Gebt mir ein Gewehr!

Keine Panik. Zuerst suchen wir nach dem Auslöser. Warum will ich gerade DIESE Geschichte erzählen? Welche innerliche Spannung will ich ableiten? Interessiert mich ein bestimmter Mensch oder beschäftigt mich ein traumatisches Ereignis? Ich lasse ständig meinen emotionalen Geigenzähler über dem Stoff kreisen und registriere die stärksten Pendelausschläge. Und so finde ich schließlich DEN Hauptdarsteller und DAS Schlüsselereignis meiner Geschichte.

Aber wiederum Vorsicht! Dieses zentrale Ereignis mache ich nur zum AUSGANGSPUNKT meines Textes. Denn auch das Erzählen eines Schlüsselerlebnisses übersteigt meistens die Möglichkeiten eines kurzen Textes. Und deshalb kommt dieses Ereignis oft kaum oder gar nicht in meinen Texten vor. Es ist der Tag einer Kriegserklärung oder einer Trennung oder einer Demütigung oder der Tag, an dem ich meine Traumfrau traf. Wichtig ist nur: Solche Ereignissse sind wie Riesenwellen, die Dich von Situation zu Situation schieben.

Und EINE oder einige dieser Situationen beleuchte ich nun in meinem Text. Eine Situation läßt sich mit wenigen Worten skizzieren. Nehmen wir folgende Anfangszeile: "ich hab heut Nacht / an Dich gedacht" - die Situation ist sofort vorstellbar, das ungenannte Ereignis wirft seine ersten Schatten und Lichter.

Nun muß ich mich nur noch entscheiden, in welchem Tonfall ich mich an diesen Jemand oder an das zentrale Ereignis erinnern will: mehr ironisch oder mehr sehnsüchtig oder gar schaudernd?

Wie auch immer: der Anfang ist gemacht. Die Geschichte kommt ins Rollen!

 

 
 
   
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