Kreativität= Erinnerung - Vernunft?

"Sie sind geistig behindert, aber sie können zwölfstellige Zahlen multiplizieren, perfekt zeichnen oder 30 Sprachen sprechen. "Inselbegabte" nennen Forscher solche Menschen und wollen das Geheimnis ihrer Genialität ergründen - damit Normalbegabte klüger werden." SIMON BUCKLEY

Sie fühlen nicht, sie denken nicht, sie abstrahieren nicht wie andere Menschen. Ihre neurologischen Sendestationen für die Vernunft sind beschädigt. Erst dieser Defekt ermöglicht ihnen einen ungehinderten Zugang zu ihren Erinnerungen. Aber natürlich könnte man auch sagen, keine Vernunft beschützt sie vor der ungefilterten Wahrnehmung dieser Welt.

Seit Tagen beschäftigt mich eine dreiteilige TV-Serie über Savants. Ich finde meine eigenen Beobachtungen bestätigt, dass Kreativität in dem Maße freigesetzt werden kann, wie es gelingt, die Vernunft auszuschalten. Denn so wächst die Zahl unverdrängter Wahrnehmungen.

Der "normale" Mensch merkt sich eben nur das, was von Bedeutung ist. Aber wer entscheidet, was wichtig ist?

Natürlich die Experten der Vernunft in den Schulen, Kirchen, Kanzleien; Parlamenten und Redaktionen. Egal für oder gegen was sie gerade streiten, sie stärken den Ruhm der Vernunft. Und was predigen diese Apostel? Gehe hin und sei kreativer!

Das ist so lächerlich. Und würde immer unerträglicher, gäbe es nicht, Gott sei Dank, die tröstlichen Irrtümer. Und die vielen Irren, die auf Irrtümer setzen und diese für bedeutungsvoll erklären. Vernünftig oder kreativ, das ist hier die Frage!

Es ist kein Zufall, dass in Vorkriegszeiten das Absurde in der Kunst eskaliert. Gerade wenn die Vernunft brüllend scheitert, feiern die Kreativen scheinbar mühelos Triumpfe.