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Die Vergewaltigung des Lachens

"Wenn die Elisebeth nicht so schöne Beine hätt"
"Ich hab das Fräulein Helen baden sehn"
"Was machst Du mit dem Knie lieber Hans"
"Oh Du lieber Augustin"
"Veronica der Lenz ist da"
"Mein kleiner grüner Kaktus"
"Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt "

In meiner Kindheit mochte ich diese Lieder, als Jugendlicher schüttelte ich genervt den Kopf über so viel verdichtete Dümmlichkeit und nun verehre ich sie gradezu: die federleichten Schlagertexte und -musiken der 20iger und frühen 30iger Jahre.

Heute analysierte ich häufig (und hilfesuchend) Texte von Autoren wie Holländer. Rotter, Gilbert, Beda, Frommermann oder Grünbaum. Und gerade weil ich mich immer wieder fragte, aus welchen glücklichen Herzen und Umständen diese schlichten Zeilen wohl entsprungen sein mögen...

... warf mich dieser Tage eine zufällige Entdeckung fast um: Bei fast jedem dieser lustigen Gesellen bedankte sich Deutschland mit bestialischer, will sagen deutscher Grausamkeit.

Einige dieser orginellen Künstler wurden wie Tiere in Konzentrationslagern abgeschlachtet.

Andere mußten nach 1933 mit ihrem deutsch-jüdischen Sprachwitz durch eine fremde Welt irren, die keinerlei Lust verspürte, am deutschen Wesen zu genesen.

Vergessen, einsam und mittellos starben sie, die Schöpfer der letzten deutschen Volkslieder. Ihre Schicksale produzieren Bilder in meinem Kopfkino, die mir quälend nahe kommen. Viel näher als die beschaulichen Filmsequenzen von Mozarts letztem Weg ins Armengrab.

Denn angeblich ist Lachen ja ein erfolgsversprechender Versuch sich zu schützen. Der Lachende fühlt sich seinem Gegner überlegen ...

Oh Du lieber Augustin Augustin Augustin

 

 

 
 
   
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